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Weihnachten mit
seinen absurden, komischen und überraschenden Facetten.
Bruno Jaschke,
Adventträume
Etwas andere Weihnachtsgeschichten |
Mit 24 Grafiken von Tamara
Starl-Latour
106 Seiten
€ 19 ,80/sfr 38,00.
ISBN 978-3-85306-036-0
Edition Garamond
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Über das Buch |
Wie der Titel nahelegt, ist „Adventträume“
ein Weihnachtsbuch, ein üppiger Adventkalender. 24 einfallsreiche
Satiren von Bruno Jaschke nach dem Motto: „Fürchtet
Euch nicht“. Man darf aber
kein Weihnachtsbuch üblichen Zuschnitts erwarten, allerdings
auch kein Anti-Weihnachtsbuch. Es geht darin weder um Idyll
noch um Konsumkritik, auch nicht gegen Weihnachten „als
solches“, vielmehr verfolgt der Autor liebevoll
und fasziniert die unerwarteten, verrückten, absurden,
komischen Facetten der so genannten „stillen Zeit“ bis
hin zu ihrem Höhepunkt, dem „frohen Fest“. |
Über den Autor |
Bruno Jaschke, 1958 in Irdning geboren, wohnt
und arbeitet als freier Journalist und Autor in Wien. Mit Bela
Koreny und Johannes Knöbl betreibt er das nachhaltige
Literaturprojekt „Die Drei“, in dem an jedem letzten
Montag eines Monats Texte zu einem bestimmten Thema aus den
unterschiedlichen Perspektiven der drei Autoren in der Broadway
Piano Bar in der Wiener Innenstadt vorgetragen werden. Seine
bisherigen Buchveröffentlichungen waren beide bei der
Edition Innsalz: 2003 der mediensatirische Roman „In
Wahrheit ist es würdig und recht“ und 2004 „Fürchtet
Euch nicht“, ein literarischer Adventkalender, der Vorläufer
der „Adventträume“, die 2007 in der Edition
Garamond erscheinen werden. |
Rezension |
„Feinachten
in F“
Etwas anders geartet (als
die der konventionellen Andachtsförderung dienenden) sind
auch Bruno Jaschkes Weihnachtsgeschichten, wie ja schon diese
Titel
verdeutlichen: „Der
schwimmende Adventkranz“, „Bio-Weihnachtsmänner“, „Schlecht
gestimmt wie eine badende Stradivari“ oder „Die
Geschichte vom Christkind, das sich verflogen hatte und nun
durch den Wald flatterte wie ein mit Drogen vollgepumptes Moorhuhn“.
Genau genommen, handelt es sich hier um Vorweihnachtsgeschichten,
noch genauer: um einen literarischen Adventskalender, welcher
naturgemäß 24 Kapitel enthält. Manche von ihnen
sind entzückend, und zwar teils hintergründig (Rainhard
Fendrichs „humoristisch gedachtes Weihnachtslied für
die Wiener Sängerknaben“ heißt „X-Mas
mit Schnee“), teils märchenhaft, teils von plakativer
Naivität, welche auch die Illustrationen von Tamara Starl-Latour
auszeichnet. Übrigens kommen auch bei Jaschke Weihnachtsverse
vor, zum Beispiel dieser eindeutig aufklärungsreiche: „Rote
Strapse kriegt die Mutti / Dies` Jahr vom Christuskind geschenkt
/ Hat mir ihr Freund unlängst verraten / Verschämt
hab ich den Blick gesenkt.“
David Axmann, Wiener Zeitung, 7.12.2007 |
Rezension |
Die Kulturwoche
Endlich wieder ein Jaschke zur Vorweihnachtszeit. Nach Fürchtet
euch nicht aus dem Jahre 2004 hat der gebürtige Steirer
erneut ein Buch geschrieben, das mit absurden und ungemein
komischen Weihnachtsgeschichten aufwartet.
Bio-Weihnachtsmänner und gefährliche Punschhütten
Das interessante an Adventträume ist, dass es kein
Anti-Weihnachtsbuch ist. Es beleuchtet vielmehr die vielen
absurden Facetten der ,stillsten Zeit des Jahres`, erhöht
sie surreal und durchleuchtet respektlos und sarkastisch
lieb gewonnene Gewohnheiten zur Weihnachtszeit. Wunderbar
zu lesen sind etwa Geschichten wie ,Reinhard Fendrich und
Christian Kolonovits schreiben ein humoristisch gedachtes
Weihnachtslied für die Wiener Sängerknaben` oder
,Auszug aus dem Tagebuch der linken Hälfte einer Weihnachtsmännerfreundschaft`.
In solchen Erzählungen liegt die immense Begabung des
Autors, Geschichten minutiös aufzurollen und die Leserschaft
in die Jaschkesche Bilderwelt zu ziehen. Apropos Bilder:
Die Illustrationen zu diesem Buch stammen auch diesmal von
Tamara Starl-Latour, die in ihren sparsam gesetzten Bildsprachen
den Humor der Textsprache unaufdringlich abbildet und die
Skurrilität der Worte weiter vorantreibt.
… Eines muss ich dem Typen, der nebenan einen Bio-Laden
führt, lassen: Ideen hat er. Inmitten von Bircher-Müsli,
Soja-Wurst und runzeligen, weil unverdorbenen Äpfeln
hat er ein riesiges Schild aufgestellt: Bio-Weihnachtsmann
zu verleihen! ...
Bruno Jaschke, über den es in Wikipedia einen treffenden
Eintrag gibt, trug bei der Buchpräsentation im Café Prückel
aus seinem Buch vor. Dabei fiel wieder einmal auf, wie gut
es den Geschichten von Jaschke tut, wenn er selbst liest
und seine unprätentiös geschriebenen Texte ebenso
unprätentiös präsentiert. Thomas Rottenberg
moderierte im Übrigen die gut besuchte Lesung, in der
das Publikum auch noch eine Zugabe forderte … Einmal eingetaucht
in menschliche Abgründe und Unzulänglichkeiten
möchte man eben immer mehr davon hören. Man kann
nur hoffen, dass der Journalist und Autor Jaschke seinen
Sprachwitz und schwarzen Humor öfters in Buchform zum
Einsatz bringt und nicht nur in der Vorweihnachtszeit seine
Leserschaft mit gesellschaftskritischen und sarkastischen
Geschichten konfrontiert.
Evelyn Blumenau
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Leseprobe |
Bio-Weihnachtsmänner
Eines muss ich dem Typen, der nebenan einen Bio-Laden führt,
lassen: Ideen hat er.
Inmitten von Bircher-Müsli, Soja-Wurst und runzeligen,
weil unverdorbenen Äpfeln hat er ein riesiges Schild
aufgestellt: Bio-Weihnachtsmann zu verleihen!
Etwas kleiner stand der Preis darunter: 160 Euro die Stunde,
bio hat selbstverständlich auch bei Weihnachtsmännern
seinen Preis, plus Mehrwertsteuer. Und noch kleiner war die
Erklärung des Angebots geraten: An diesen Weihnachtsmännern
sei nichts Künstliches, ihre Haare seien echt, ihre Bärte
seien echt, ihre alten Gesichter seien echt; kurzum, alles,
was an einem Weihnachtsmann von sich aus wachsen kann, sei
echt. Sie seien auch nicht irgendwie blöde parfürmiert,
sie verströmten 100 Prozent Körpergeruch; geschweige
denn, dass sie irgendwie geschminkt seien. Bei der Kleidung
gäbe es an sich keine Vorschriften, aber es werde auf
jeden Fall darauf geachtet, dass sie nicht allzu gelackt und
künstlich aussehe.
Die Reaktionen auf das Angebot waren unterschiedlich. Es
wird Ihnen, wenn Sie weißhaarige Menschen genau beobachtet
haben, aufgefallen sein, dass die wenigsten wirklich blütenrein
weiße Behaarung an Kopf und Kinn aufzuweisen haben,
und falls in seltenen Fällen doch, dann nicht in der
anheimelnden Lockenfülle, wie sie Weihnachtsmänner
schmückt.
Stellen Sie sich nur vor, ein Weihnachtsmann, wirklich makellos
weiß behaart, aber eine glatte Matte wie Johnny Winter,
da will keine rechte Andacht aufkommen, oder? Schlimmer aber
war noch, wenn in der weißen Haarpracht noch Reste
jüngerer
Lebensjahre sichtbar wurden. Wenn es sich nun um ein astreines
Schwarz oder selbst noch Dunkelbraun oder Brünett handelte,
war der optische Schaden nicht einmal am allerschlimmsten,
denn dann sah wenigstens der Kontrast interessant aus … |
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